Schärfe/Unschärfe bei der Bildgestaltung


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Nikon D5100, 105.0 mm f/2.8, 1/200 Sek; f/5,6; ISO 200, Manuell; Mittenbetonte Messung

Ich weiß nicht, wie eure Erfahrung mit dem Thema Schärfe/Unschärfe ist, bei mir spielt das Thema aber immer wichtigere Rolle, je länger ich mich mit der Fotografie auseinandersetze. Anfangs dachte ich immer, auf dem Bild muss alles scharf abgebildet werden, erst dann ist das Bild perfekt. Mit der Zeit habe ich die Einstellung geändert und sehe es mittlerweile eigentlich umgekehrt. Natürlich hängt das von der Art der Fotografie ab, was scharf und was unscharf abgebildet werden soll. In der Landschaftsfotografie sollte in der Regel das ganze Bild scharf sein, anders sieht es aber im Bereich Makro oder Portrait aus.

Das Thema Schärfe/Unschärfe und der Einfluss der Blende bzw. Brennweite auf die Gestaltung des Bildes ist ein sehr wichtiges Thema. Man muss es gut verstehen, um gute Bilder zu erzeugen. Mit Hilfe von der Schärfentiefe, auch Tiefenschärfe genannt, hat jeder von euch z.B. die Möglichkeit, das eigene Bild nach eigenen Wünschen zu gestalten bzw. die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Bildmotive zu lenken.

Mit einfachen Worten erklärt: Es ist ein großer Unterschied, wenn auf einem Bild viele Elemente scharf abgebildet werden (siehe das letzte Bild) oder nur eins davon. Die Tiefenschärfe spielt besonders wichtige Rolle bei der Makrofotografie bzw. beim Portrait. Ich möchte mich hier auf den ersten Bereich beschränken. Übrigens: Einige Makrobilder könnt ihr gerne auf meinem Blog sehen: http://bilerefotoworld.com/category/makro/.

Es gibt zwar eigentlich nur eine Schärfenebene, die man in der Fotografie verwenden kann, die vor bzw. hinter dem Motiv, als Fotograf hat man es aber in der Hand, wo man die Schärfe auf dem Bild genau platziert. Bei der Makrofotografie möchte man in der Regel auf ein Motiv aufmerksam machen und dieses auch scharf abbilden und den Hintergrund verschwinden lassen. Für diese Art der Fotografie nutze ich immer mein Makroobjektiv Nikon 105 mm, 1:2,8 oder auch meine Festbrennweite 50 mm, 1:1,8.

Wie erreicht man aber den gewünschten Effekt?

Ganz einfach: Die Tiefenschärfe beeinflusst man, indem man den Blendenwert den eigenen Bedürfnissen anpasst. Die Blende kann normalerweise geöffnet oder geschlossen werden. Weit geöffnete Blende, sprich der kleinste Blendenwert wie z.B. 2,8 im Falle des Makroobjektivs oder 1,4 bei der Festbrennweite mit 50 mm, bedeutet geringere Tiefenschärfe als bei geschlossener Blende (z.B. 22).

Weit geschlossene Blende bedeutet wiederum größere Tiefenschärfe. Die Blende beeinflusst die Lichtstärke und man kann sie an jedem Objektiv einstellen. Dabei haben Objektive mit fester Brennweite viel höhere Lichtstärke als Zoomobjektive. Besonders bei Zoomobjektiven, die billig sind, hat man zusätzlich das Problem, dass die Lichtstärke bei längere Brennweite abnimmt. Hohe Lichtstärke über den ganzen Zoombereich bedeutet einfach, dass man tief in die Tasche greifen muss. Solche Objektive kosten leider ein Vermögen ;-).

Blüte_DSC0874-Nikon D5100, 105.0 mm f/2.8, 1/60 Sek; f/5,6; ISO 200, Blendenpriorität; Mittenbetonte Messung

Die Schärfe/Unschärfe erzeugt man aber nicht nur mit Hilfe der Blende. Die Blende hängt eng mit der Brennweite zusammen, auch die Entfernung zum Objekt spielt eine sehr wichtige Rolle. Deswegen gibt es natürlich auch Situationen, in denen die obere Erklärung nicht ganz stimmt (Beispiel: Weitwinkel- oder Teleobjektive). Abhängig vom Objektiv, dem Motiv und der Kamera kann man sich eine Regel merken, dass man für eine geringe Schärfentiefe eine lange Brennweite einstellen und an das Motiv herangehen soll.

Kann ich aber eigentlich an der Kamera die tatsächliche Schärfentiefe ablesen?

Nein, leider nicht. In dem Fall muss man so oft probieren, bis es klappt. Je öfters man fotografiert, desto mehr Erfahrung sammelt man und kann mit der Zeit ohne nachzudenken die richtige Einstellung wählen. Die Vorschau auf dem Monitor ist nicht wirklich zu Kontrolle geeignet, weil die Auflösung der Displays meist nicht hoch genug ist und der Bildschirm deutlich kleiner als das Foto ist. Zoomen ins Bild ist auch nicht wirklich hilfreich. Um Fehler zu vermeiden, hilft anfangs, wenn man Bilder mit verschiedenen Blenden macht und sich dann hinterher am Computer die beste Variante aussucht.
Ein kleiner Tipp: Es gibt die Möglichkeit, aus den Angaben Blende, Brennweite, Entfernung und Sensorgröße die Größe der Schärfentiefe zu berechnen. Dafür gibt es im Netz Tabellen (z.B. hier: http://www.striewisch-fotodesign.de/lehrgang/anmerk/ts_kb.htm) oder man lädt eine passende App auf sein Smartphone hoch. Viel Spaß & Glück!

Blätter_DSC1176Nikon D5100, 105.0 mm f/2.8, 1/160 Sek; f/5,6; ISO 200, Manuell; Mittenbetonte Messung