Geht es euch manchmal auch so, dass ihr etwas Besonderes erlebt habt und euch danach das Leben sehr gewöhnlich zu sein scheint bzw. ihr sogar sowas wie eine Leere verspürt? Mir ging es gestern so, als ich mich entschieden habe, mit meiner Kamera rauszugehen und mich auf die Suche nach Makromotiven zu begehen. Das mache ich natürlich immer noch gerne, aber das Problem war, dass ich letzte Zeit an einigen sehr produktiven Fotoworkshops teilgenommen habe, die bis zum letzten Detail organisiert waren und es mir ziemlich komisch vorkam, einfach rauszugehen und auf gut Glück nach Motiven zu suchen.
Geht es euch manchmal auch so, dass ihr denkt, das Besondere, was ich gerade erlebt habe, kann nichts mehr übertreffen und ihr sogar etwas beunruhigt seid, dass ihr es alleine nicht schafft, es nochmal zu erleben? Ich spreche hier von meinem Vorhaben, mich in Zukunft mehr auf den Bereich Portrait-Fotografie zu konzentrieren. Der Mensch an sich hat mich schon immer fasziniert und wenn ich daran denke, seine Gefühle, seine Gedanken, sein Wohlbefinden auf dem Bild darzustellen, dann kann ich es kaum erwarten, es alleine auszuprobieren.
Es ist natürlich etwas Anderes, wenn du bei einem Workshop etwas lernst als wenn du es dann selber ausprobierst. Ich habe wirklich nicht gedacht, dass man so viel Arbeit vor dem entscheidenden Moment – vor dem Shooting – leisten muss. Ich möchte hier kurz darauf eingehen:
- Als erstes muss man sich natürlich Gedanken machen, was man wie fotografieren möchte und auf welche Thematik man sich konzentrieren wird.
- Als nächstes sollte man sich auf die Suche nach geeigneten Models begeben. Ich dachte, das wird der schwierigster Part für mich sein, es ging aber viel leichter als ich dachte. Ich habe zuerst einige Models in den Fotocommunities angeschrieben, da habe ich nicht so viel Glück gehabt. Ich gebe zu, dort gibt es meistens Models, die auf nackte Fotos stehen, was überhaupt nicht mein Fall ist ;). Als nächstes habe ich mein Glück in ähnlichen Communities auf Facebook versucht und das war ein Treffer! Ich habe sehr viele Zusagen bekommen, was mich sehr freut. Ich werde mit den Models auf TFP-Basis arbeiten. TFP (Time for Print) bedeutet, dass das Model zwar kein Geld von mir bekommt, aber eine entsprechende Anzahl an Fotoabzügen. Das ist auch fair, wenn man es bedenkt, dass ich auch kein Geld für meine Bilder bekomme ;). Ich habe mittlerweile so viele Models, darunter auch Kinder, dass ich das ganze Jahr über Arbeit haben werde ;). Juhu! 🙂
- Was tat ich als nächstes? Ich habe eine Näherin beauftragt, ein paar Kleider für meine Models zu nähen, hab mir Gedanken über die Location, das Aussehen und das endgültige Bild gemacht. Außerdem habe ich mich auf die Suche nach bestimmten Requisiten gemacht, die ich für mein Shooting brauchen werde. Ich habe bereits viele Ideen, wie das eine oder andere Shooting aussehen soll. Alles hängt aber von dem jeweiligen Model ab, weil es meine höchste Priorität ist, dass sich das Model in dem bestimmten Ambiente wohl fühlt, sonst wird das Bild doch nicht gut aussehen. Die Augen des Models müssen einfach strahlen!
- Zum Schluss habe ich eine Visagistin gesucht und auch gefunden. Einen Stylisten werde ich nicht suchen. Ich habe mir mittlerweile so viele Gedanken darüber gemacht, dass ich meine Ideen verwirklichen werde.
Wie ihr seht, ist es ziemlich viel Arbeit, bevor man mit so einem Shooting anfängt. Ich werde Ende Dezember damit starten, bin schon sehr gespannt, was daraus wird. Zu dem Zweck werde ich mir auch meine eigene Website erstellen und auf Facebook eine neue Seite mit meinen Bildern eröffnen….
Jetzt könnt ihr es sicher besser nachvollziehen, warum ich gestern diese Leere verspürt habe? Ich ging einfach raus und dachte mir, ich finde sicher ein schönes Motiv in der Landschaft, vielleicht ein Blümchen oder ein Tierchen. Dann kam mir der Gedanke, dass meine Ansprüche mittlerweile viel höher sind als vor kurzem, dass ich kein beliebiges Blümchen oder Tierchen mehr fotografieren möchte. Ich möchte etwas Besonderes finden, was ich natürlich auf die Schnelle nicht gefunden habe ;). Kennt ihr das Gefühl?
Habt ihr es schon mal versucht, euch selbst zu beobachten, um festzustellen, dass ihr euch im Laufe der Zeit weiterentwickelt habt? Ich kann nur von mir selbst behaupten, dass mir viele Motive, die ich anfangs meines fotografischen Abenteuers fotografiert habe, nicht mehr gut finde. Ich sehe Fehler, die ich damals gemacht habe und die ich heute nicht mehr mache. Natürlich mache ich andere Fehler und werde die wahrscheinlich in ein paar Jahren erst entdecken ;). Das ist aber normal. Ich finde es auch sehr schön, dass man sich selbst beobachten kann, um festzustellen, dass man sich weiter nach Vorne bewegt. Kennt ihr das Gefühl? Geht es euch auch so? Ich freue mich wie immer auf eure Kommentare und wünsche euch einen wunderschönen Sonntag! eure bilere