Schärfe/Unschärfe bei der Bildgestaltung


Bazie_DSC0977

Nikon D5100, 105.0 mm f/2.8, 1/200 Sek; f/5,6; ISO 200, Manuell; Mittenbetonte Messung

Ich weiß nicht, wie eure Erfahrung mit dem Thema Schärfe/Unschärfe ist, bei mir spielt das Thema aber immer wichtigere Rolle, je länger ich mich mit der Fotografie auseinandersetze. Anfangs dachte ich immer, auf dem Bild muss alles scharf abgebildet werden, erst dann ist das Bild perfekt. Mit der Zeit habe ich die Einstellung geändert und sehe es mittlerweile eigentlich umgekehrt. Natürlich hängt das von der Art der Fotografie ab, was scharf und was unscharf abgebildet werden soll. In der Landschaftsfotografie sollte in der Regel das ganze Bild scharf sein, anders sieht es aber im Bereich Makro oder Portrait aus.

Das Thema Schärfe/Unschärfe und der Einfluss der Blende bzw. Brennweite auf die Gestaltung des Bildes ist ein sehr wichtiges Thema. Man muss es gut verstehen, um gute Bilder zu erzeugen. Mit Hilfe von der Schärfentiefe, auch Tiefenschärfe genannt, hat jeder von euch z.B. die Möglichkeit, das eigene Bild nach eigenen Wünschen zu gestalten bzw. die Aufmerksamkeit des Betrachters auf bestimmte Bildmotive zu lenken.

Mit einfachen Worten erklärt: Es ist ein großer Unterschied, wenn auf einem Bild viele Elemente scharf abgebildet werden (siehe das letzte Bild) oder nur eins davon. Die Tiefenschärfe spielt besonders wichtige Rolle bei der Makrofotografie bzw. beim Portrait. Ich möchte mich hier auf den ersten Bereich beschränken. Übrigens: Einige Makrobilder könnt ihr gerne auf meinem Blog sehen: http://bilerefotoworld.com/category/makro/.

Es gibt zwar eigentlich nur eine Schärfenebene, die man in der Fotografie verwenden kann, die vor bzw. hinter dem Motiv, als Fotograf hat man es aber in der Hand, wo man die Schärfe auf dem Bild genau platziert. Bei der Makrofotografie möchte man in der Regel auf ein Motiv aufmerksam machen und dieses auch scharf abbilden und den Hintergrund verschwinden lassen. Für diese Art der Fotografie nutze ich immer mein Makroobjektiv Nikon 105 mm, 1:2,8 oder auch meine Festbrennweite 50 mm, 1:1,8.

Wie erreicht man aber den gewünschten Effekt?

Ganz einfach: Die Tiefenschärfe beeinflusst man, indem man den Blendenwert den eigenen Bedürfnissen anpasst. Die Blende kann normalerweise geöffnet oder geschlossen werden. Weit geöffnete Blende, sprich der kleinste Blendenwert wie z.B. 2,8 im Falle des Makroobjektivs oder 1,4 bei der Festbrennweite mit 50 mm, bedeutet geringere Tiefenschärfe als bei geschlossener Blende (z.B. 22).

Weit geschlossene Blende bedeutet wiederum größere Tiefenschärfe. Die Blende beeinflusst die Lichtstärke und man kann sie an jedem Objektiv einstellen. Dabei haben Objektive mit fester Brennweite viel höhere Lichtstärke als Zoomobjektive. Besonders bei Zoomobjektiven, die billig sind, hat man zusätzlich das Problem, dass die Lichtstärke bei längere Brennweite abnimmt. Hohe Lichtstärke über den ganzen Zoombereich bedeutet einfach, dass man tief in die Tasche greifen muss. Solche Objektive kosten leider ein Vermögen ;-).

Blüte_DSC0874-Nikon D5100, 105.0 mm f/2.8, 1/60 Sek; f/5,6; ISO 200, Blendenpriorität; Mittenbetonte Messung

Die Schärfe/Unschärfe erzeugt man aber nicht nur mit Hilfe der Blende. Die Blende hängt eng mit der Brennweite zusammen, auch die Entfernung zum Objekt spielt eine sehr wichtige Rolle. Deswegen gibt es natürlich auch Situationen, in denen die obere Erklärung nicht ganz stimmt (Beispiel: Weitwinkel- oder Teleobjektive). Abhängig vom Objektiv, dem Motiv und der Kamera kann man sich eine Regel merken, dass man für eine geringe Schärfentiefe eine lange Brennweite einstellen und an das Motiv herangehen soll.

Kann ich aber eigentlich an der Kamera die tatsächliche Schärfentiefe ablesen?

Nein, leider nicht. In dem Fall muss man so oft probieren, bis es klappt. Je öfters man fotografiert, desto mehr Erfahrung sammelt man und kann mit der Zeit ohne nachzudenken die richtige Einstellung wählen. Die Vorschau auf dem Monitor ist nicht wirklich zu Kontrolle geeignet, weil die Auflösung der Displays meist nicht hoch genug ist und der Bildschirm deutlich kleiner als das Foto ist. Zoomen ins Bild ist auch nicht wirklich hilfreich. Um Fehler zu vermeiden, hilft anfangs, wenn man Bilder mit verschiedenen Blenden macht und sich dann hinterher am Computer die beste Variante aussucht.
Ein kleiner Tipp: Es gibt die Möglichkeit, aus den Angaben Blende, Brennweite, Entfernung und Sensorgröße die Größe der Schärfentiefe zu berechnen. Dafür gibt es im Netz Tabellen (z.B. hier: http://www.striewisch-fotodesign.de/lehrgang/anmerk/ts_kb.htm) oder man lädt eine passende App auf sein Smartphone hoch. Viel Spaß & Glück!

Blätter_DSC1176Nikon D5100, 105.0 mm f/2.8, 1/160 Sek; f/5,6; ISO 200, Manuell; Mittenbetonte Messung

19 Gedanken zu “Schärfe/Unschärfe bei der Bildgestaltung

  1. Servus Kati, interessant was Du da so in Deinem Blog schreibst. Nur weiter so …

    Ein paar Gedanken zu Deinem Text. Meistens denkt man am Beginn der Fotografie, dass die Schärfe „ultrawichtig“ ist. Wenn man dann die Wirkungen der offenen Blende bei Festbrennweiten entdeckt, dann kippt man leicht in das Gegenteil und denkt sich dann „Wow, mit großen unscharfen Bildbereichen ist alles besser. Nun, beide Arten der Aufnahme sind total legitim. Wichtig ist, dass die gewählte Schärfe bzw. Unschärfe zum abgebildeten Motiv passt.

    Selbstverständlich hängt das von den Zielen und Gedanken des Fotografen und vom Motiv ab. Man kann nicht mal die immer gültige Regel aufstellen, dass Aufnahmen in der Naturfotografie/Landschaftsfotografie immer total scharf sein müssen. Regel in der Fotografie, denen sollte man vor allem wenn man sich künstlerisch betätigen möchte eher mit Vorsicht begegnen.

    Wichtig ist das man beim Spiel mit der Schärfe/Unschärfe verstanden hat, dass es sich um gestalterisches Mittel handelt um wie Du geschrieben hast, es ein Mittel ist um den Blick des Betrachters in der Aufnahme zu führen. Und das probiert man am besten, wenn man sich damit zu beschäftigen beginnt, aus.

    Bei Kameras ab einer gewissen Klasse hat man theoretisch schon die Möglichkeit die Ausdehnung der Schärfentiefe zu überprüfen. Diese Kameras verfügen dann über eine „Abblendtaste“. Dabei wird die Blende mechanisch auf den einstellten Wert geschlossen. Hat man genug Lícht zur Verfügung, dann kann man die Schärfentiefe schon relativ gut abschätzen. Meist ist jedoch zuwenig – gerade in der Natur – vorhanden. Allerdings sieht man dabei auf alle Fälle alle störenden Elemente die sich vor und hinter dem Motiv ins Bild drängen wesentlich besser als mit der normalerweise immer geöffneten Blende.

    Auf alle Fälle ist das Spiel mit der Blende und deren Ergebnisse eine sehr reizvolle Beschäftigung und daher sollte man sich damit mal eine Zeit beschäftigen, egal welche Motive man mit der Kamera verfolgt.

    Gut Licht

    Herbert

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    1. Lieber Herbert, vielen Dank für deine ausführliche Meinung zu dem Thema. Ich denke, im Bereich „Fotografie“ ist so viel zu entdecken, dass man das ganze Leben damit beschäftigt sein kann. Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Entdeckungen, u.a. auf deiner Husky-Reise :-). LG & schönes Wochenende! Kati

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  2. Das ist ein schöner Beitrag mit schönen Bildern. Ich bin ja immer gerne in Fotogruppen unterwegs, weil ich mir einfach gerne schöne Bilder anschaue. Da fällt Mir auf, das dort sehr ausdauernd, nach Fehlern (falscher Hintergrund, falsche Pose des Models, die Falte stört da usw.) und besonders nach fehlernder Schärfe gesucht wird. Ich finde allerdings bei manchen Bildern würde das super scharfe nicht passen.

    LG Holger

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    1. Servus Holger,

      Nun, diese Dinge die Du ansprichst stehen meist wirklich im Vordergrund eines Gesprächs in solchen Fotorunden. Es sind leider nach aussen gerichtete Fragen. Diese Fragen bezeugen auch dass die Betrachter meistens kein Interesse an dem abgebildeten Motiv haben. Bevor man sich in der Gruppe über diese nach aussen gerichteten Fragen den Kopf zerbricht. Sollten sich jeder einzelne einfach mal Fragen „Spricht mich das Bild an?“ Wenn „JA“ – Warum und wenn „NEIN“ – ist die Frage danach warum es einem nicht anspricht auch sehr interessant.

      Gut Licht

      Herbert

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  3. Ich möchte dir eine Geschichte erzählen: Großer Preis von Deutschland auf dem Hockenheim Ring, der vor meiner Haustüre liegt. Mit der Minolta X 700 verfolge ich die Rennwagen und der batteriebetriebene Motor schnurrt wie ein Kätzchen. Als ich dann die Bilder entwickeln lasse bin ich überrascht über einen Schnappschuß, der mir gelungen ist. Der Hintergrund des Fotos ist völlig unscharf, denn ich habe beim „Verfolgen“ des Rennwagens ausgelöst. Diese Unschärfe demonstriert die Geschwindigkeit. Der Rennwagen ist vollkommen scharf dargestellt. Ehrlich gesagt später habe ich so ein Foto nicht mehr hingekriegt – schade eigentlich.
    Ich fotografiere auch gerne Menschen, die nicht merken, dass sie fotografiert werden. Das bereitet mir großes Vergnügen. Am Wochenende habe ich eine Person fotografiert, die es allerdings bemerkt hat und ihre Augen dabei weit aufgerissen hat.

    Deine Fotos sind mal wieder einsame Spitze.

    Eine gute Zeit für dich.

    Salut
    Helmut

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    1. Lieber Helmut, die Geschichte mit dem Rennwagen finde ich toll. Ich beneide dich, dass du analog fotografieren konntest. Ich stelle mir das zwar ziemlich schwierig, aber auch aufregend vor. Mit den Menschen muss ich auch mal ausprobieren, habe mich zwar bis jetzt nicht richtig getraut, aber ich hoffe, es wird keiner merken ;-). Schönen Abend!

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  4. hutschi

    Hallo, ein schöner Artikel.
    Nur kleine Hinweise: Auf einer Reihe manueller Objektive ist der Schärfenbereich in Abhängigkeit von der Blende aufgezeichnet.

    Wenn man über den gesamten Bereich scharfe Bilder haben will, zum Beispiel bei Makroaufnahmen, kann man mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichem Schärfebereich machen und die Aufnahmen mit Photoshop zusammenrechnen lassen.
    Bei künstlerischen Aufnahmen gefällt mir auch die Arbeit mit Unschärfe besser.

    Leider versuchen einige Programme, Bilder zu schärfen, dann sehen Unscharfbereiche unnatürlich „aufgepumpt“ aus.

    Gefällt 1 Person

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